Betreffen Korruption und Untreue in erster Linie große Konzerne?
Nein, bei großen Unternehmen sind lediglich Schadensbeträge regelmäßig höher. Relativ sind kleinere Unternehmen aber keineswegs weniger gefährdet. Für den Gefährdungsgrad sind andere Faktoren entscheidend.
Welche Faktoren beeinflussen das Risiko Wirtschaftskriminalität?
Zunächst einmal ist die Geschäftsart ein maßgebliches Kriterium. Daneben sind aber auch der Standort, die Unternehmenskultur und die Präventionsmaßnahmen von Bedeutung. Grundsätzlich lassen sich aber auch risikoanfällige Geschäfte mit einem geringen Restrisiko tätigen, wenn die Präventionsmechanismen effizient sind und eine gute Unternehmenskultur den „Risikofaktor Mensch“ reduziert.
Lohnt sich der Aufwand für einen systematischen Schutz vor Wirtschaftskriminalität?
Ja, allerdings müssen die Schutzmaßnahmen erforderlich und geeignet sein. Sie sollten schwerpunktmäßig gemäß einer systematischen Risikoanalyse erfolgen und im Hinblick auf Aufwand und Ertrag angemessen sein. Bei der Beurteilung der negativen Folgen von Wirtschaftskriminalität (z. B. Korruption) darf nicht nur der unmittelbare Schaden gesehen werden, vielmehr sind auch der Reputationsschaden und die nicht unerheblichen Kosten der Rechtsverfolgung und Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne zu berücksichtigen. In manchen Branchen (z. B. Finanzdienstleistungssektor) stellt sich die Frage insofern nicht mehr, als die Aufsichtsbehörden solche Schutzmaßnahmen ebenso wie eine Stellungnahme des Jahresabschlussprüfers zu diesem Komplex fordern.